Nijmegen (Niederlande). Eine Studie der Radboud Universität Nijmegen beziffert erstmals den gesundheitlichen Schaden, den der VW-Abgasskandal verursacht hat: Um 45.000 Jahre soll der Betrug des deutschen Automobilherstellers die Leben von Europäern und US-Amerikanern insgesamt verkürzt haben. Der Konzern aus Wolfsburg war im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten, weil manipulierte Software bei Dieselfahrzeugen die Abgas- und Feinstaubwerte bei Messungen beschönigte.
Die Studie „Valuing the human health damage caused by the fraud of Volkswagen“, welche in der Mai-Ausgabe von Environmental Pollution erscheinen wird, bewertet dabei nicht nur die Schäden für die menschliche Gesundheit, sondern zeigt auch auf, dass der Skandal in den USA und Europa voraussichtlich 35 Milliarden Euro Gesundheitskosten verursachen wird.
Sollten die „fehlerhaften“ Fahrzeuge nicht konsequent und zeitnah zurückgerufen werden, so könnten die Leben von US-Amerikanern und Europäern durch diese Fahrzeuge um insgesamt bis zu 119.000 Jahre verkürzt werden. Die Gesundheitskosten wüchsen dann auf bis zu 91 Milliarden Euro an. Europa und vor allem Deutschland seien dabei besonders betroffen, betont Rik Oldenkamp, einer der verantwortlichen Wissenschaftler. Der gesundheitliche Effekt sei in Europa deshalb besonders verheerend, weil hier deutlich mehr manipulierte Fahrzeuge auf enger besiedeltem Raum in Betrieb seien als in den USA.
„When we heard about this scandal, we decided to calculate the impact thoroughly. Although some estimates have been going around, this is, as far as we know, the first scientific paper showing the effects on European health.“ – Rik Oldenkamp
„Als wir von diesem Skandal hörten, entschieden wir uns, den Effekt gründlich zu berechnen. Obwohl schon einige Schätzungen herum gingen, ist dies, soweit wir wissen, die erste wissenschaftliche Arbeit, welche die Effekte auf die europäische Gesundheit zeigt.“ – Eigene Übersetzung
Laut einer Presseerklärung von VW sind Rückrufaktion und Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge seit Ende Januar im Gange und sollen bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Erklärung hinterlässt in ihrer Wortwahl, vor allem bei Kenntnis der niederländischen Studie, jedoch einen faden Beigeschmack. „Mit dem Start des Rückrufs machen wir einen großen Schritt nach vorne“, heißt es da zum Beispiel, den Fakt ignorierend, dass man eigentlich nur versucht die eigenen Versprechungen aufzuholen. Zu den Erkenntnissen der niederländischen Universität gibt es aus dem Konzern bisher keine Stellungnahme.
Ein Gedanke zu „VW verantwortlich für 45.000 Jahre Lebensverkürzung“