Teheran (Iran). Feministinnen legten sich im Kampf gegen den iranischen Verschleierungszwang mit der Moralpolizei an, oder rasierten sich öffentlich den Schädel, aber auch Männer führen an der Seite ihrer Frauen den Kampf gegen das Zwangskopftuch: Als Zeichen der Solidarität mit ihren Frauen lassen sich Männer im Iran mit Kopftüchern – den sogenannten Hijabs – ablichten oder machen Selfies, die sie mit Kopftuch zeigen.
Das Tragen des Hijabs, welches im Quran nirgends erwähnt wird, wird von einer sogenannten „Moralpolizei“ strikt kontrolliert, es gilt seit der islamischen Revolution von 1979. Frauen, die kein Hijab tragen, oder „unzureichend“ verschleiert sind, die also ein bisschen Haar zeigen, drohen Geldstrafen oder sogar Inhaftierung.
Zudem gibt es staatlich bezahlte Werbung im Fernsehen oder auf Plakatwänden, die jene, die ihr Haar nicht verschleiern als unrein und unehrenhaft brandmarken. Frauen wird auch gelehrt, dass sie sich, wenn sie sich nicht an die Regel halten, dem Risiko von ungewollter Annäherung, sexueller Belästigung und Vergewaltigung aussetzen, eine Behauptung, die auf dem Aberglauben beruht, von weiblichem Haar ginge eine Strahlung aus, die Männer sexuell so sehr erregt, dass sie sich nicht mehr kontrollieren können.
Jedoch gibt es Frauenbewegungen in dem theokratischen Land, die sich gegen den Hijab-Zwang wehren. Einige Iranerinnen rasierten sich sogar den Kopf, um diesen Aberglauben lächerlich zu machen und öffentlich unverschleiert auftreten zu dürfen.

In den vergangenen Wochen erschienen nun im Netz immer mehr Fotos von Männern, die einen Hijab tragen, meist mit weiblichen Verwandten neben ihnen, die ihr Haar – verbotenermaßen – unverschleiert trugen. Die Bilder der – zumeist jungen – Iraner sind inspiriert durch einen Aufruf der iranischen Aktivistin Masih Alinejad, die zur Zeit in New York lebt. Sie motivierte online iranische Männer dazu, ihre Kampagne gegen das erzwungene Tragen von Kopftüchern zu unterstützen, indem sie unter #meninhijab Fotos von sich (verschleiert) und weiblichen Verwandten oder Ehefrauen (unverschleiert) in den sozialen Netzwerken teilen.
Einer der Männer, die dem Aufruf folgten, fotografierte sich neben seinen lachenden Cousinen, dazu schrieb er: „Als meine Cousinen sahen, wie ich den Hijab trug, konnten sie nicht aufhören zu lachen, ich fragte sie: ‚Sieht das an mir so lustig aus?‘ Ich liebe und respektiere meine Cousinen wirklich. Ich glaube man sollte nicht über Freiheit sprechen, wenn man die Idee verteidigt, anderer Leute Freiheit zu beschränken. Wenn nur der Hijab das einzige Problem unseres Landes wäre, wie und die Regierung Glauben machen will. Es ist, als hätte man unsere Gehirne mit einem schwarzen Stück Stoff hypnotisiert. Man will, dass wir Glauben, der Hijab wäre das wichtigste Thema in unserem Land.“

Ein Anderer beschrieb, wie das Tragen des Niqab (Gesichtsschleier) seiner verstorbenen Mutter ihn daran erinnerte, welche Freiheiten er als Mann genießen konnte, die seiner Mutter bis zu ihrem Tode verweigert blieben. Seine Mutter habe demnach erst nach der islamischen Revolution begonnen sich zu verschleiern, weil es verpflichtend wurde. Geglaubt habe sie jedoch nie an die Verschleierung. An heißen Sommertagen habe seine Mutter nach dem Einkauf, aufgrund des Schleiers, kaum die Kraft zum Sprechen gehabt, schreibt er weiter. „Ich habe mich immer vor meiner Mutter und meinen Schwestern geschämt. Ich war gegen den Schleier und mein Vater sowie meine Brüder dachten ebenso. In solcher Kleidung bei heißem Wetter hinauszugehen ist wirklich hart – es ist unbeschreiblich.“
Es bleibt zu hoffen, dass die Kampagne Erfolg hat – und von möglichst vielen Medien verbreitet wird, damit die unmenschliche Politik des iranischen Regimes gegenüber Frauen baldmöglichst ein Ende findet.