Die Novellierung des Sexualstrafrechts, welche den Grundsatz „Nein heißt Nein!“ und damit auch die Ratifikation der Istanbul-Konvention mit sich bringt, wurde im Netz heiß diskutiert. Tatsächlich fanden sich vor allem auf Twitter Stimmen, die offenbar das Konzept der sexuellen Einvernehmlichkeit (engl.: Consent) nicht ganz verstanden hatten.
Kaum überraschend, dass sich darunter besonders viele AfD-Politiker und -Wähler befanden. Eine (unvollständige) Liste der widerwärtigsten Tweets unter dem Hashtag #neinheisstnein haben wir hier zusammen gefasst, auf das jedem bewusst werde, dass Sexismus in Deutschland eben doch ein Problem ist.
Den Award für die widerwärtigste Politiker-Aussage dürfte die Europa-Abgeordnete Beatrix von Storch mit dem folgenden Tweet gewonnen haben. Sie scheint dabei auch vergessen zu haben, dass Vergewaltigung in der Ehe schon seit 1997 strafrechtlich relevant ist. Gleichzeitig beweist sie, dass auch Frauen SexistInnen sein können:
Ehemänner müssen jetzt beim Sex die Ohren spitzen: Ein überhörtes „Nein“ kann sie zum Vergewaltiger machen. https://t.co/rGds738a8Y
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) 7. Juli 2016
Auch Autoren der FAZ, dieses redaktionellen Schlachtschiffs der Hochkultur geben sich scheinbar hin und wieder gerne rechtspopulistischen Formulierungen hin:
Mein Mitleid gilt schon jetzt nicht dem ersten MdB, den eine Ex mit einer #neinheisstnein-Falschbehauptung die Karriere zerstört.
— Don Alphonso (@faz_donalphonso) 7. Juli 2016
Da versucht doch glatt jemand den Grundsatz der Einvernehmlichkeit als Entmündigung der Frau darzustellen. Wer soll hier für blöd verkauft werden?
#NeinHeisstNein = auch wenn frau aus Versehen beim Liebesspiel „nein“ sagt, gilt es! Frauen werden dadurch entmündigt.
— Männlicher Mensch (@Maskulinist) 2. Juli 2016
Auf der Widerwärtigkeits-Skala steht dieser Tweet eher weit unten, allerdings ist er emblematisch für all jene Twitterer, die das Konzept der Einvernehmlichkeit nicht nachvollziehen können. Es muss nicht explizit Ja gesagt werden, nonverbales Einverständnis genügt weiterhin!
Wann in der langen Geschichte der Sexualität hat jemand vorher explizit „nein“ oder „ja“ vor dem Sex gesagt? #neinheißtnein
— Dr. Atomreisfleisch (@ThomasMichael71) 10. Juli 2016
Hier ein besonders schöner Fall der „Nein kann auch Ja heißen!“ Argumentation:
Opa hatte Recht. Zu seiner Zeit meinte sie „Ja“ wenn Frau „Nein“ sagte. Jetzt hat Deutsches Institut für Normung gehandelt #neinheisstnein
— tomacell (@tomacell) 10. Juli 2016
Auch für Islamophobie kann natürlich der Hashtag missbraucht werden: Selbstverständlich ist auch nach der aktuellen Gesetzgebung die hier angeprangerte Handlung bereits strafbar!
@BlondJedi @darksideoftheeg @ManuelaSchwesig die Braut hat doch JA gesagt: damit greift #neinheisstnein nicht. #Vivat #Kinderbräute
— Dr. Thomas Bauer (@ThomasGBauer) 10. Juli 2016
Und zum Schluss werfen wir noch schnell das Integrationsgesetz mit in den großen Rechtspopulismus-Mixer und erhalten eine schöne politische Lüge:
Die gleiche Regierung, die im Sexualstrafrecht #neinheißtnein etablieren will, sagt im „Integrationsgesetz“ #neinheißtüberhauptnichts.
— DavidB (@DavidB46) 9. Juli 2016
Der Kommentar wirkt enorm frauenfeindlich, wir bitten Sie, solche Botschaften zu unterlassen…
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