Der deutsche Mischkonzern Thyssenkrupp plant eine teilweise Neuausrichtung des Konzerns. Unter anderem soll die Wettbewerbsfähigkeit der Großindustriesparte, zu der auch das Rüstungsgeschäft des Großkonzerns gehört, geprüft werden.
Jens Michael Wegmann, der neue Spartenchef, reagiert damit auch auf die Zurückhaltung der Kunden bei Großinvestitionen. „Wir stehen im Anlagenbau beim Auftragseingang massiv unter Druck“, sagte Wegmann am Montag in Essen. Geschäfte mit einem Umsatzanteil von rund 26 Prozent müssten „in Ordnung gebracht werden“. Man bewege sich in einem herausfordernden Umfeld und die Sparte müsse fit für die Zukunft gemacht werden. Bis zum Herbst soll die Überprüfung des Geschäftsbereichs „Industrial Solutions“, zu dem der Spezial- und Großanlagenbau sowie das Marinegeschäft (also die Rüstungssparte) von Thyssenkrupp gehört, abgeschlossen werden. Zum Ausmaß eines etwaigen Stellenabbaus in seinem Geschäftsbereich äußerte sich der Manager bisher nicht konkret. Allerdings hatte Wegmann schon früher angekündigt „sozialverträgliche“ Stellenstreichungen etwa im Bereich „Process Technologies“ in Dortmund vorzunehmen. Bei der Konzerntochter „Process Technologies“ sind in Deutschland derzeit etwa 2.300 Personen beschäftigt.
Vom Geschäft mit der Biotechnologie, welches einen Umsatzanteil von deutlich unter einem Prozent ausmacht, will sich der Konzern laut Wegmann komplett trennen. Der übergeordnete Geschäftsbereich „Industrial Solutions“ machte im vergangenen Geschäftsjahr mit knapp 20.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 6,25 Milliarden Euro.
Das gewinnträchtige Servicegeschäft will Wegmann dagegen ausbauen. Langfristig solle der Umsatzanteil des Servicegeschäfts von derzeit rund 13 Prozent auf rund ein Drittel gesteigert werden, kündigte der Manager an. Jährlich solle der Gesamtumsatz künftig um drei bis fünf Prozent zulegen. Erlöse von acht Milliarden Euro seien angepeilt. Einen Zeitpunkt für das Erreichen des Ziels nannte er aber nicht.
Gespräche über eine Veräußerung der Marine-Sparte , die kürzlich im Rennen um einen Milliardenauftrag im U-Boot-Bau in Australien den Kürzeren gezogen hatte, gebe es aktuell nicht, so Wegmann.