Austin, Texas (USA). Gegen den Protest von zahlreicher Studenten und Wissenschaftlern erlaubt die University of Texas ab August das Tragen von Waffen auf dem Campus. Die Universität galt bisher als waffenfreie Zone. Aufgrund einer Gesetzesänderung musste der Hochschulpräsident diese Regelung nun aufheben, womit es offiziell erlaubt sein wird, Schusswaffen mit auf den Campus, sogar mit in den Hörsaal zu bringen. Trotz der grundsätzlichen Erlaubnis vertritt Universitätspräsident Gregory Fenves weiterhin die Überzeugung, dass Waffen nichts auf einem Universitätscampus zu suchen haben, womit er nicht allein ist. die Mehrheit seiner Kollegen und ein großer Teil der Studenten sprachen sich gegen die Waffenerlaubnis aus. Was den Hochschulpräsidenten beinahe zu einem tragischen Helden macht, muss er doch gegen seine eigene Überzeugung und gegen den Willen derer, die er repräsentiert, entscheiden. Prof. Gregory Fenves selbst beschreibt die Entscheidung als die „größte Herausforderung seiner Präsidentschaft“ und verurteilt die Gesetzesänderung richtigerweise öffentlich. Tiefe Sorge steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er darüber spricht, er wirkt müde. Die Situation scheint ihm den Schlaf zu rauben.
„Ich fühle mit den vielen Wissenschaftlern, Angestellten, Studenten und Eltern, die Petitionen, E-Mails sowie Briefe geschrieben und sich für ein Verbot von Waffen auf dem Campus eingesetzt haben“ – Hochschulpräsident Gregory Fenves
Wissenschaftler, Mitarbeiter, Studenten und Eltern befürchten richtigerweise, dass das Tragen von Pistolen und Revolvern an der Universität eine bedrohliche Stimmung schaffe, selbst wenn keine direkte Bedrohung dadurch entstünde. Die USA sind weltweit das Land mit den meisten „school shootings“ in der Geschichte (allein 142 von 2013-2015). Tatsächlich fand eines der ersten „mass shootings“ an einer Universität im Jahr 1966 ausgerechnet an der University of Texas, die sich nun so verzweifelt gegen die offizielle Erlaubnis zum Tragen von Waffen sträubt, statt.
Trotz der objektiv realen Bedrohung, der subjektiv wahrgenommenen Beklemmung und den zahllosen Toten durch Schießereien an Schulen, hält die Rechte in den USA und die Waffenlobby weltweit an ihrem inoffiziellen Slogan „Mehr Waffen für mehr Sicherheit“ fest. Ignoranter könnte selbst Donald Trump nicht argumentieren! Denn eines ist doch unbestreitbar: Wenn in einer Umgebung wie einer Universität, wo jeder Beteiligte unter einem gewissen Stress und Leistungsdruck steht, jeder Beteiligte eine Waffe trägt, wird eines Tages jemand ausrasten und dann auch von seiner Schusswaffe Gebrauch machen. Die Waffenlobby argumentiert nun, dass der Täte ja nun durch die übrigen Waffenhalter ausgeschaltet (getötet) werden kann, und voilà, der Campus wäre wieder sicher. Unfug! Das Risiko, dass es zu einer Massenschießerei, dass es zu Toten im Kreuzfeuer, dass es zu einem unberechenbaren Kollateralschaden käme, kann gar nicht zu hoch kalkuliert werden! Schon allein deswegen gehören Schusswaffen nicht auf einen Hochschulcampus, schon allein deswegen gehören Schusswaffen nur in die Hände von Sicherheitsbeamten!
Bewusst verschweigt die globale Waffenlobby, insbesondere die amerikanische N.R.A (National Riffle Association), regelmäßig die positiven Korrelationen zwischen mehr Waffen die leichter erworben werden können, und mehr „school shootings“, mehr Morden, mehr Suiziden und ganz allgemein mehr Straftaten, die eine Waffe involvieren. Jährlich gibt die etwa N.R.A 3 Millionen Dollar für direkte Lobbyarbeit, also insbesondere Wahlkampfspenden an Politiker, aus, das gesamte jährliche Budget des Lobbyverbandes liegt bei etwa 250 Millionen Dollar. Die Bereitschaft der amerikanischen Parlamente, immer wieder Gesetzesänderungen zugunsten der Waffenlobby zu bewilligen, zeigt regelmäßig, dass sich das Investment der N.R.A auszahlt. Systemische Korruption ist in den USA an der Tagesordnung, zuungunsten der Bürgerinnen und Bürger der USA.
Warum betrifft diese Entwicklung auch uns in Deutschland?
Nach deutschen Rechtsverständnis ist es (momentan) natürlich undenkbar, dass Studenten und Dozenten bewaffnet an die Hochschulen kommen dürfen. Allerdings gibt es nach jedem Gewaltausbruch an Schulen – und nach jeder Schießerei, einige rechte Stimmen, die nach der Bewaffnung von Lehrern schreien, was selbstverständlich eine beklemmend repressive Stimmung an Schulen verbreiten würde. Glücklicherweise hört in Deutschland kein Vernünftiger Mensch auf diese Leute, aber auch hier hat die Waffenlobby einen gewissen Einfluss, sonst würden nicht so viele Waffen in Krisengebiete geliefert, sonst gäbe es längst eine striktere Gesetzgebung zur Aufbewahrung von Waffen. tatsächlich erhalten SPD und Unionsparteien regelmäßig Parteispenden von Rüstungsunternehmen. Es gilt daher wachsam zu sein, denn wer gegen Waffen im öffentlichen Raum kämpft, der kämpft gegen einen mächtigen Gegner, der eine immer volle Kriegskasse mitbringt.
Ein Gedanke zu „Die Waffen der Wissenschaft in Texas: Revolver und Pistolen“