Washington. Die Bürgerrechtsorganisation ACLU veröffentlichte am Samstag auf ihrer Internetseite die bisher geheimen Richtlinien der US-Regierung für umstrittene Drohnenangriffe außerhalb der offiziellen Kriegsgebiete.
Das 18seitige Handbuch der Regierung des demokratischen US-Präsidenten Barack Obama enthält Details zur Genehmigung von Luftschlägen mittels unbemannter Flugzeuge in Ländern wie Pakistan, Libyen, Somalia und dem Jemen, in denen die US-Streitkräfte nicht offiziell Krieg führen.
Demnach muss jeder solche Angriff außerhalb der offiziellen Kriegsgebiete vom Präsidenten mit dem Präsidenten abgeklärt werden – in vielen Fällen muss er jedoch nur über die geplante Tötung informiert werden, er muss sie nicht persönlich autorisieren. Der ACLU-Vertreter Jameel Jaffer erklärte, das Handbuch gebe „entscheidende Informationen zu einer Politik, die zum Tod von Tausenden Menschen, darunter Hunderten Nichtkombattanten, geführt hat“.
In der Regel aber kann der Chef der beantragenden US-Einrichtung selbst den Befehl erteilen. Der Präsident muss bloß über das Vorhaben informiert worden sein. Lediglich einmal im Jahr muss die Todesliste daraufhin überprüft werden, ob alle eingetragenen Zielpersonen auch wirklich noch getötet werden sollen.
Brisant: Schon Anfang Juli hatte die US-Regierung bereits einen Bericht vorgelegt, nach dem durch das US-Militär bis zu 116 Zivilisten außerhalb von Kriegsgebieten, die meisten davon durch Drohnenschläge. Die jüngsten Veröffentlichungen zeigen nun: Für einige dieser Tötungen musste Präsident Obama im Vorhinein sein Einverständnis erklären, über alle geplanten Aktionen wusste er bescheid! Andere Berichte gehen aber sogar von einem noch höheren Blutzoll unter zivilen Opfern des rechtlich fragwürdigen Drohnenkrieges der USA aus: Die Schätzungen verschiedener Menschenrechtsorganisationen liegen zwischen 200 und 900 Getöteten.