Gelangweilte Menschen neigen im Bestreben, einen Lebenssinn zu wiederzufinden, offenbar stärker zu extremistischen Ansichten. Zu diesem Schluss kommt die irische Publikation „Going to political extremes in response to boredom“, welche im „European Journal of Social Psychology“ erschienen ist.
Langeweile veranlasst demnach Menschen zum Versuch, ihrem Leben die Bedeutsamkeit zurückzugeben. Politische Ideologien und im Besonderen das Festhalten an linken oder rechten Werten, kann diesen Personen als Quelle der Bedeutsamkeit dienen. Dementsprechend testeten die Wissenschaftler in drei Studien die Hypothese, ob Langeweile mit einer Verstärkung dieser linken oder rechten Werte einher geht und demnach in einer Extremisierung politischer Orientierungen mündet.
Die erste Studie habe demnach gezeigt, dass experimentell induzierte Langeweile zu stärker extremistischen Sichtweisen führte. In dieser Studie hatten die Forscher knapp 100 Probanden ins Labor in Irland gebeten, wo sie angeben sollten, ob sie eher linksliberal oder eher konservativ eingestellt waren. Dann wurde einer Hälfte der Probanden eine langweilige Fleißarbeit zugeschrieben, während der anderen eine interessantere Tätigkeit zugeteilt wurde. Das Ergebnis dieser Stichprobenstudie: Jene, die sich gelangweilt hatten, gaben am Ende des Experiments tendenziell extremere Einstellungen an.
Die zweite Studie wies laut der Publikation darauf hin, dass Menschen, die schnell gelangweilt würden, stärker zu extremen Orientierungen neigen. Für diese Studie wurden rund 860 Iren befragt. Die dritte Studie habe schließlich offenbart, dass die relativ extremen politischen Einstellungen einer Suche nach Bedeutung zugeschrieben werden können. „Langeweile motiviert dazu, etwas an seiner Situation zu ändern“, erklären Van Tilburg und Igou den Befund. Und ein möglicher Weg sei, durch extremere Gedanken seinem Leben mehr Sinn einzuhauchen. „Man sucht sich etwas, das einem das Gefühl von Sinnhaftigkeit verschafft“, so die Forscher.
Langeweile sei jedoch, so betonen die Wissenschaftler nur einer von vielen Faktoren, um Extremismus zu erklären, wie gewichtig er ist, müsse erst noch erforscht werden, heißt es.