Madrid (Spanien). Während der Juli für die türkische Tourismusbranche einen weiteren Abschwung bedeutete, der einher ging mit Terroranschlägen, einem Putschversuch und der Entdemokratisierung des Mittelmeer Landes, profitierte die spanische Wirtschaft von einem Boom des Tourismusgewerbes, der auch zur Erholung der Arbeitslosenzahlen beiträgt.
Die Zahl der Erwerbslosen fiel daher im seit jeher stark vom Tourismusgeschäft geprägten Juli um 2,23 Prozent auf 3,86 Millionen, wie das Arbeitsministeriums des krisengeschüttelten Landes am Dienstag bekannt gab. Das ist der stärkste Rückgang in einem Juli seit 1997. Wobei es auf der iberischen Halbinsel regelmäßig in den Sommermonaten tourismusbedingt zum Sinken der Arbeitslosigkeit kommt. Die Reisebranche macht in Spanien rund 16 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.
Auch die Lage der Bauwirtschaft und in der Industrie hellte sich im Vormonat auf und die Wirtschaft wächst nach einer tiefen Rezession mittlerweile wieder kräftig. Ergänzt wird der Aufschwung zusätzlich durch eine Zunahme des Binnenkonsums der Spanier.
Der unerwartete Boom der Tourismusbranche ist vor allem das Geschäft mit den Urlaubern, die aus Furcht vor Anschlägen Reiseziele wie die Türkei, Ägypten und Tunesien meiden. Stattdessen wählten in diesem Jahr zahlreiche Sonnenbader das ebenso warme, aber dem IS fernere Spanien als Reiseziel – auch traditionelle Türkeiurlauber konnte die iberische Tourismusbranche in diesem Jahr gewinnen.
Schon im Frühjahr sank die Arbeitslosigkeit in Spanien auf den niedrigsten Stand seit fast sechs Jahren. Mit 20 Prozent weist das Land allerdings nach Griechenland jedoch immer noch die zweithöchste Arbeitslosenquote aller 28 EU-Länder auf. Außerdem fehlt dem Land derzeit die politische Stabilität: Seit mehr als sieben Monaten hängt die Regierungsbildung in der Luft, ohne dass sich eine tragfähige Mehrheit abzeichnet.